Mit dem Aufkommen des modernen analogen Kabel- und Satellitenfernsehens hielt auch das Bezahlfernsehen in europäischen Wohnzimmern Einzug. Für den deutschsprachigen Raum waren hier sicherlich Premiere, Teleclub und BSkyB die interessantesten Anbieter. Aus europäischer Sicht hatte auch Canal+ eine gewisse Bedeutung.
Teleclub
Teleclub gilt als einer der ersten Pay-TV-Sender Europas. Man ging 1982 von der Schweiz aus auf Sendung. Ab 1984 bot der Sender sein Programm auch in Deutschland und Österreich an und wurde häufig ins Kabelnetz eingespeist. Ab 28. Februar 1991 war Teleclub nur noch für die Schweiz zuständig, in Deutschland und Österreich gab es dafür nun Premiere. Bis 1987 wurde Teleclub vollständig unverschlüsselt via Satellit ausgestrahlt – Grund: Man sah den Satellitenempfang nicht als allzu wichtig an und ließ den Kabelnetzbetreibern die Wahl des Verschlüsselungssystems.
Ab 1990 strahlte Teleclub sein Programm auch über Astra aus – bis 1995 auf Transponder 9, dann übernahm Kabel 1 den Platz und Teleclub wechselte auf Transponder 55. Dort sendete ab 2000 N24, Teleclub beendete damit die Satellitenverbreitung seines Programms. Stattdessen bot Teleclub seitdem für Sat-Zuschauer das Premiere- bzw. Sky-Programm zu im Wesentlichen ähnlichen Konditionen wie in Deutschland und Österreich an. 2020 wurde aus Teleclub blue+.
Premiere
Premiere ging 1990 aus dem Deutschland-/Österreich-Geschäft von Teleclub hervor und startete am 28. Februar 1991 in den deutschen Kabelnetzen (auf dem Teleclub-Sendeplatz) sowie über Astra und DFS Kopernikus. Wie das Teleclub-Programm bestand das analoge Premiere-Programm hauptsächlich aus Filmen. Live-Sport, Dokus, Konzerte und teilweise auch Serien rundeten das Angebot ab. Als Verschlüsselungssystem wurde Nagravision Syster genutzt, jedoch gab es einige Sendungen die frei empfangbar waren: 0137, TVTV, Zapping, Kalkofes Mattscheibe sind einige bekannte Beispiele, neben der Programmvorschau natürlich.
Bis 1997 betrieb Premiere lediglich ein analoges Programm. Mit Aufkommen des digitalen Fernsehens startete man als Reaktion auf Leo Kirchs DF1 die Plattform Premiere digital. Verbunden damit wurde das Hauptprogramm in Premiere 1 umbenannt, da es digital nun zusätzlich Premiere 2 und Premiere 3 sowie Premiere PPV 1 bis 4 gab. Bis 1999 konkurrierten beide Plattformen, ehe sie am 1. Oktober 1999 zu Premiere World fusioniert wurden. Premiere 2 und 3 mussten weichen, daher gab es keinen Grund mehr das Hauptprogramm Premiere 1 zu nennen, so nannte man die digitale Variante von nun an schlicht Premiere und die analoge Premiere analog.
Im Februar 2002 ging die KirchGruppe in Konkurs. Premiere als zu diesem Zeitpunkt 100%ige Tochter des Unternehmens musste massiv umstrukturiert werden. Dr. Georg Kofler, von 1988 bis 2000 Geschäftsführer von ProSieben, übernahm das Ruder. Er führte eine neue Paketstruktur ein (eine von vielen sowohl davor als auch danach). Außerdem wurde Premiere analog zum 28. Februar 2003 endgültig eingestellt. Sonnenklar TV übernahm den Platz auf Astra, den Transponder auf DFS Kopernikus gab es ohnehin seit 1996 nicht mehr. In den Kabelnetzen wurde Premiere analog bereits ab 2001/2002 zunehmend entfernt und je nach Bundesland durch Sender wie Tele 5 oder arte (wegen Ausweitung seiner Sendezeiten) ersetzt. Mittlerweile ist aus Premiere Sky geworden, die analoge Ausstrahlung ist aber schon lange Vergangenheit.
BSkyB
BSkyB konnte in Deutschland zwar offiziell nicht abonniert werden, da man aber mit einer Multichannel-Strategie ab 1993 zahlreiche Astra-Transponder belegte, war eine Konfrontation damit für die Astra-Zuschauer unausweichlich. BSkyB entstand im November 1990 aus der Fusion von BSB (über Marcopolo 1+2) und Sky Television (über Astra 1A). Bis 1993 bestand das Astra-Angebot lediglich aus Sky Channel, Sky News, Sky Movies, The Movie Channel und Sky Sports. Außer Sky Channel und Sky News waren alle Programme Pay-TV. 1993 wurde aus Sky Channel Sky One und auch dort folgte die Verschlüsselung, gleichzeitig wurde die o.g. Multichannel-Strategie gestartet und Programme von Drittanbietern wie VH1 UK, UK Gold, Discovery Channel und Nickelodeon UK nahmen ihren Sendebetrieb auf. In den Folgejahren sollten immer mehr Astra-Transponder mit Sky-Programmen belegt werden, ehe man mit der digitalen Ausstrahlung auf Astra 28,2°Ost begann und in Folge dessen im September 2001 endgültig den analogen Sendebetrieb einstellte.
Canal+
Canal+ ist ein Pay-TV-Anbieter der hauptsächlich in Frankreich, Spanien und den Benelux-Staaten vertreten war/ist. Canal+ France sendet seit 1984 über Satellit, Kabel und terrestrisch in Frankreich. Terrestrisch? Richtig, in Frankreich (wie übrigens auch in Spanien und im französischsprachigen Teil Belgiens) wurde Canal+ auch über Antenne ausgestrahlt, ähnlich wie bei Premiere gab es hier auch uncodierte Sendungen bzw. gibt es auch heute noch, digital in SD- und HD-Qualität. Traditionell belegt Canal+ in Frankreich den 4. Platz auf der Fernbedienung, dies hat historische Gründe – in Frankreich waren 1, 2 und 3 mit TF1, Antenne 2 (heute France 2) und FR3 (heute France 3) bereits vergeben und La 5 (heute France 5) / arte sowie M6 waren noch nicht auf Sendung. Die analoge Ausstrahlung des Programms in Frankreich wurde Ende 2011 eingestellt. Die spanische Variante belegte ebenfalls häufig Platz 4 (TVE La 1, TVE La 2 und Antena 3 auf den Plätzen 1 bis 3), mittlerweile nimmt diesen allerdings der Free-TV-Sender cuatro in Anspruch.
Canal+ war in den 90ern auch an Premiere beteiligt – die Verbundenheit konnte man seinerzeit auch dadurch sehen, dass Canal+ und Premiere dieselben Decoder zur Entschlüsselung anboten. Gegen Ende der 90er wurde Canal+ allerdings von der KirchGruppe aus Premiere „herausgekauft“.